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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630873275
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 22 x 14.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

'Wir hatten nur ein Leben, es war zu kurz für alles, was wir von ihm erwarteten.' Sie wollten vernünftig lieben, mit Maß und Respekt. Leidenschaftlich und doch voller Achtung für die Freiheit des anderen. Ein ganzes Leben haben Jerome und die Erzählerin von Anna Mitgutschs neuem Roman gebraucht, um ein Liebespaar zu werden, das den eigenen hohen Ansprüchen genügt. Doch dann stirbt Jerome plötzlich, und die Erzählerin versucht mit einer eindringlichen, bewegenden Totenklage, das Versprechen eines Neuanfangs einzulösen, über den Tod hinaus. Es ist keine Liebe auf den ersten Blick, eher das Versprechen von Verlässlichkeit: zwei Menschen, einander nah und vertraut wie Geschwister. Diese Nähe ist so stark, dass sie die dunklen Seiten ihrer Liebe und Ehe, Untreue, ihre einander oft ausschließenden Obsessionen und sogar die scheinbar endgültige Trennung übersteht. Jetzt, lange Jahre später, sieht es so aus, als gäbe es die Möglichkeit, noch einmal ganz neu anzufangen. Da geschieht das Unfassbare. Jerome stirbt. Verzweifelt versucht die verlassene Erzählerin, gegen die Realität des Todes aufzubegehren. Sie kämpft, als könnte sie den Toten zurückholen oder ihm wenigstens ein letztes Wort, ein Zeichen seiner Liebe abringen. Sie klammert sich an die verheißungsvolle letzte Begegnung, den letzten gemeinsamen Augenblick, die letzten Worte beim Abschied am Flughafen von Boston. Sie beschwört die Glücksmomente wie auch die gegenseitigen Verletzungen in ihrer langen Liebesgeschichte. Den gesellschaftlichen Ritualen der Trauer, den Bemühungen der Verwandten, ihr die Bedeutung als Ehefrau abspenstig zu machen, steht sie wehrlos gegenüber. Und doch gelingt es ihr in der gemeinsamen Trauer mit der erwachsenen Tochter, die Beziehung zum Ehemann und zum Vater in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit lebendig werden zu lassen.

Autorenportrait

Anna Mitgutsch, 1948 in Linz geboren, unterrichtete Germanistik und amerikanische Literatur an österreichischen und amerikanischen Universitäten. Für ihr literarisches Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Solothurner Literaturpreis, den Würdigungspreis (Staatspreis) für Literatur der Republik Österreich und das Ehrendoktorat der Universität Salzburg. Seit den siebziger Jahren übersetzt sie Lyrik und verfasste bisher zehn Romane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Bei Luchterhand erschienen die Romane "Ausgrenzung" (1989), "In fremden Städten" (1992), "Haus der Kindheit" (2000), "Familienfest" (2003), "Zwei Leben und ein Tag" (2007) und "Wenn du wiederkommst" (2010) sowie zuletzt der Essayband "Die Welt, die Rätsel bleibt" (2014).

Leseprobe

Ein Tag im April Wir hatten ein Haus am Charles River und einen Anteil an einem Sommerhaus auf Cape Cod. Wir waren in einem Abschnitt unseres Lebens, in dem die Jugend vorbei ist und das Alter noch nicht bedrohlich erscheint. Jetzt haben wir nichts mehr, was uns gemeinsam geh?rt, nur noch eine Bank im Public Garden. Bevor ich Boston endg?ltig verlie? beschlo?ich, da?sie der Ort unserer k?nftigen Verabredungen sei. Wenn man von der Arlington Street den Park betritt, ist es die erste Bank auf dem Weg rund um den Swan Pond, die einzige ohne Lehne, und wenn ich auf ihr sitze, macht meine Vernunft dem magischen Glauben Platz, da?er zur?ckkommt, wenn die Kraft meines W?nschens nur stark genug ist. Dann schrumpft die ganze Stadt auf diese eine Bank zwischen den Weiden am Ende des Teichs, und ich sitze wie in einem Raum, der von einer anderen, d?nneren Luft erf?llt ist, und bin in meiner Verlassenheit geborgen, als w? ich der einzige Mensch auf diesem Planeten, und er s? so dicht neben mir, da?ich seine N? sp?re. Hier gibt es keine Erinnerungen an Zwist und Verrat, hier sind nur die letzten kostbaren Stunden bewahrt, die wir zusammen hatten. An unserem letzten Sonntag, dem letzten Tag im April, waren wir zum Brunch in Downtown Boston eingeladen. Wir sa?n mit unserem Freund Philip und seiner um vierzig Jahre j?ngeren Geliebten im ersten Stock des Four Seasons in einer Fensternische, und gegen?ber, im Public Garden, waren die B?e voller Knospen kurz vor dem Aufspringen. Wir sa?n lange dort und redeten ?ber alles m?gliche, das ich vergessen habe, auch den Witz ?ber den Tod, den Jerome machte, habe ich vergessen. Er machte st?ig makabre, bittere Scherze ?ber den Tod. Aber ich habe nicht vergessen, da?nur das junge M?hen dar?ber lachte. Hast du es auch bemerkt, fragte er mich beim Fortgehen, sie ist die einzige von uns, die sich noch sicher genug f?hlt, da?sie ?ber den Tod lachen kann. Auf dem Weg zum Auto war ihm nicht wohl. Er stand eine Weile an eine Hauswand gelehnt, damit die ?elkeit vergehe, und rang nach Luft. Und ich neckte ihn wegen der vielen Hummerscheren, die er geknackt hatte, und was er wohl einer jungen Geliebten, wie Philip sie hatte, sagen w?rde, wenn er so hinf?ig an einer Mauer lehnte, um das ?ppige Fr?hst?ck zu verdauen. Dann wechselten wir zum Park hin?ber, langsam, Schritt f?r Schritt, auf seine Atemnot bedacht, ich ging neben ihm wie neben einem Rekonvaleszenten im Spitalsgarten und dachte an das ?terwerden, das vor uns lag, aber es erschreckte mich nicht an diesem Fr?hlingstag, an dem das Gr?n hell und jung war, die Magnolien entlang der Commonwealth Avenue und die Hartriegelstr?her an den Backsteinfassaden bl?hten und die Sonne auf dem Teich glitzerte. Wir setzten uns auf die Bank und schauten zu, wie ein Schwanenboot voller Kinder ablegte und auf seinem gro?n Bogen ?ber den Teich auf unser Ufer zuhielt. An unser Gespr? erinnere ich mich noch genau. Wir redeten ?ber den Anfang unserer Ehe und was uns im Lauf der Zeit verloren gegangen war, wir erinnerten uns an Reisen und die Wochenendausfl?ge an den Walden Pond, als ich mit Ilana schwanger war, und an die Celebrity Series in der Symphony Hall, die wir damals abonniert hatten. Wir erinnerten uns an einen Klavierabend von Vladimir Horowitz in den siebziger Jahren und an eines der letzten Konzerte von Jacqueline du Pr?nd dachten zum zweitenmal an diesem Vormittag an den Tod. Wie schon seit langem nicht mehr machten wir Pl?. Wir nahmen uns vor, wieder regelm?g Konzerte zu besuchen und im Sommer diesmal nicht nach Cape Cod zu fahren, sondern die drei Wochen im August im Acadia National Park in Maine zu verbringen. Er und Ilana waren einmal dort gewesen, als sie am Bard College studierte. Er hatte sie auf halbem Weg abgeholt, und sie waren nach Maine gefahren, nur er und sie. Es sei die sch?nste Reise seiner letzten zwanzig Jahre gewesen, sagte er oft. Vorsichtig, zwischen den S?en, zeichnete sich ein neues Leben ab, wie das hauchzarte Gewebe eines leuchtenden A Leseprobe
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