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Die kulturelle Unterscheidung

eBook - Elemente einer Philosophie des Kulturellen

Erschienen am 07.05.2013, 1. Auflage 2013
16,99 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783867549400
Sprache: Deutsch
Umfang: 329 S.
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«. Der Ausspruch verweist auf ein Mehr, vielleicht ein Höheres, auf etwas, das dem bloß Notwendigen abgerungen ist. Wäre dies das Kulturelle? Aber »Kultur ist, wie der Mensch lebt und arbeitet«, konterte der Gewerkschaftsbund. Damit bahnte er den Weg, das mit Hoffnung Besetzte fürs werktägliche Leben einzufordern. Pierre Bourdieu führte vor, dass man »kulturelles Kapital« braucht, um nach Oben zu kommen. Und war nicht »die ökonomisch-politische Machtwelt um uns«, wie Ernst Bloch gesagt hat, »lang so falsch erleuchtet von Kultur als der wesenlosen Luxusatmosphäre der Oberschicht«? Auf diesem mehrfach umkämpften Terrain das originär kulturelle Moment freizulegen, um es der Vereinnahmung durch Ideologie und Unterhaltungsgeschäft zu entwinden darum geht es bei den Elementen einer Philosophie des Kulturellen. Ausgerüstet mit Antonio Gramscis »Politik des Kulturellen« nehmen sie den Kritikverlust der Cultural Studies und den Stand der materialistischen Kulturtheorie unter die Lupe. Sie begleiten die Archäologen bei ihren Ausgrabungen der Reste dessen, was irreführend »materielle Kultur« genannt wird. Sie folgen den »Leistungsträgern« ins Fitness-Center, untersuchen das Tauziehen zwischen Warenästhetik, Ideologie und den jugendlichen »Insubordinationskulturen«. Und sie erkunden die abenteuerliche Dialektik der »Jeanskultur«. Dabei zeigt sich, wie ein klarer Begriff des Kulturellen den Kämpfen um Handlungsfähigkeit und Sinn auf die Sprünge helfen kann.

Autorenportrait

Wolfgang Fritz Haug (* 1936) ist ein deutscher Philosoph und Verleger. Er ist mit der Soziologin Frigga Haug verheiratet. Haug studierte von 1955 bis 1963 Philosophie, Romanistik und Religionswissenschaft in Tübingen, Montpellier, Berlin und Perugia. 1966 promovierte er an der Freien Universität Berlin; 1972 folgte die Habilitation; von 1979 bis 2001 war er Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Sein Forschungsschwerpunkt ist der Marxismus. 1959 gründete Wolfgang Fritz Haug in Berlin den Argument Verlag mit der Zeitschrift Das Argument, deren Herausgeber er bis heute ist. Haug war zudem Initiator& Mitherausgeber der kritischen Gesamtausgabe der Gefängnishefte von Antonio Gramsci. Anfang der 1970er Jahre prägte Haug den Begriff der Warenästhetik. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Kritik der Warenästhetik (1971), die Vorlesungen zur Einführung ins Kapital (1974, 1990, 2006), das Projekt Faschismus und Ideologie (1980) und das Projekt Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus (seit 1994). Als marxistisch orientierter Philosoph war und ist W.F. Haug auf vielfältige Weise gesellschaftlich engagiert. Im Jahre 1980 begründete er die Berliner Volksuniversität mit; 1984 bis 1989 war er Mitglied des internationalen Beirats von Socialism in the World (Belgrad), 1996 bis 2001 Gründungsvorsitzender des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT) e.V., dessen wissenschaftliche Leitung er seit 2001 innehat. Darüber hinaus sitzt Wolfgang Fritz Haug im wissenschaftlichen Beirat von attac.

Inhalt

Feldbesichtigung vorweg Erstes Kapitel Kulturtheorien ohne Kulturbegriff 1. Ein erster Blick auf aktuelle Kulturauffassungen; 2. Ist Kultur nichts als ein Diskurs?; 3. Die Kulturelle Wende als Abwendung von der Philosophie; 4. Kulturdiskurse zwischen Begriffsnot und Kompromisszwang; 5. Wandlungen der Kulturauffassung im Postfordismus Zweites Kapitel Was ist kulturell an der Kultur 1. Kultur als »Prozess, der über die Menschheit abläuft«; 2. Kultur-Kategorie vs. Kultur-Begriff; 3. Bourdieus Analyse der kulturellen Distinktion; 4. Versuch eines praxisphilosophischen Neubeginns; 5. Quellform der Kultur; 6. Ambivalenz des Kulturellen; 7. Valenzen des Schönen; 8. Exkurs: Holbeins Kaufmannsportrait von 1532 Kulturelle Unterscheidung oder Distinktionskultur? Drittes Kapitel Materielle Kultur. Eine Problemskizze 1. Die geschichtsmaterialistische Herausforderung; 2. Kultur und Kulturen; 3. Das Materielle der Kultur; 4. Ausgrabungsfund und archäologische Ergänzung; 5. Gegenständliche Kultur; 6. Konsumkultur der Warenwelt; Viertes Kapitel Standpunkt und Perspektive materialistischer Kulturtheorie 1. Kultur ist, wie der Mensch lebt und arbeitet«; 2. Die Frage nach der Spezifik des Kulturellen; 3. Lösungsversuch »von den Lebenszwecken her«; 4. Instrumentalisierung des Antiinstrumentellen?; 5. Überlagerung der Debatte durch die blockierte Diskussion des Realsozialismus; 6. Die Frage nach »erfülltem Leben« in der Arbeit; 7. Exkurs: Zum Kulturbegriff des DDR-Lehrbuchs über Historischen Materialismus von 1976 Fünftes Kapitel Die kulturelle Unterscheidung Zur Diskussion über Kultur und Kulturdefinitionen (1986) 1. Vorbemerkung; 2. Um welches Schweigen wird herumgeredet?; 3. Macht und Schonung; 4. Massenkultur; 5. Das Paradies des Kolumbus und seine Verwandlung; 6. Europa und die »kulturelle Ausnahme«; 7. Die kulturelle Unterscheidung Sechstes Kapitel Gramsci und die Politik des Kulturellen 1. Das Schweigen zu Gramscis fünfzigstem Todestag; 2. Zutritt nur für Übersetzer; 3. Società civile und Hegemoniefrage; 4. Der Kampf für eine neue Kultur oder Lebensweise; 5. Politik des Kulturellen; 6. Kultur, die Achse Intellektuelle-Volk und der geschichtliche Block; 7. Elemente der »geistigen Situation der Zeit«; 8. Lässt Gramsci sich in die neuen Verhältnisse übersetzen? Siebtes Kapitel Entfremdete Handlungsfähigkeit 1. Fitness-Kulte in der Gegenwart; 2. Sozialdarwinismus + Syphilisparadigma = Rassenhygiene; 3. Selbst-Psychiatrisierung im Alltag; 4. Fordistische Selbstnormalisierung und faschistische Subjektmobilisierung; 5. Und heute? Achtes Kapitel Schicksale der kulturellen Unterscheidung Aufbegehren im Konsumismus? 1. Der Kultur-Effekt der Warenästhetik; 2. Widersprüche des kindlichen Konsumismus; 3. Jugendliche Subkulturen und Warenästhetik: eine Verfolgungsjagd; 4. »Spaß am Widerstand«: die Willis-Lads; 5. Nach dem Spaß: Ende des Aufbegehrens im Rahmen der Herrschaft; 6. Exkurs (1): Herrschende Kultur, betriebliche Gegenkultur und Stil; 7. Exkurs (2): »Kulturwaren« bei Willis; 8. Exkurs (3): »Kulturelle Ökonomie«, »Popularkultur« und »Fan-Kultur« bei Fiske; 8.1 Ökonomie; 8.2 Fan-Kultur als Form von Popularkultur Neuntes Kapitel Jeanskultur oder Das Tauziehen zwischen Jugendkulturen, Warenästhetik und Ideologie 1. Jeans als das bürgerlich »Revolutionäre« der Befreiung vom Nazismus; 2. Grundlagentheoretisches Intermezzo; 2.1 Gegensätze im Reich der Werte; 2.2 Ideologische vs. warenästhetische Subjekt-Wirkungen; 3. Ästhetik der Monopolware am Beispiel der Jeans; 4. Exkurs: Mord in Jeans; 5. Hin- und herwogende Kompromissbildungen; 6. Eine para-ideologische Macht; 7. Eine ausfransende Geschichte; 8. Epilog: Wranglers »Wir sind Tiere« Anhang Zur Diskussion über die Kultur der Arbeiterklasse (1977) 1. Unterscheidung von soziologischem und sozialistischem Kulturbegriff; 2. Die Unterscheidung von »Kultur« und »Ideologie«; 3. Vorläufige Thesen Das Volksuni-Konzept (19802002) 1. Vorwort; 2. Gründungsmanifest der 1. West-Berliner Volksuniversität 1980; 3. Aus der Geschichte lernen heißt leben lernen (1981); 4. Zum Programm der 3. Westberliner Volksuni (1982); 5. Erinnerung ans Problem einer Volksuniversität. Zum Programm der 1. Hamburger Volksuni 1983; 6. Nach rechts sehen, links abbiegen! Zur 6. Volksuni (1985); 7. Zur Auseinandersetzung um die Göttinger Volksuni (1985); 8. Die neue Volksuni (1990); 9. Drüber& drunter in Deutschland. Zur 13. Berliner Volksuni 1992; 10. Dass es so weitergeht, ist die Katastrophe. S.O.S. Zivilgesellschaft. Zur 14. Berliner Volksuniversität 1993; 11. Einladendes zur 15. Berliner Volksuni an die Linke gerichtet (1994); 12. Zur Eröffnung der »1. Volxuni« des Social Forum Tübingen-Reutlingen (2002) Sozialistische Volkskultur Biermanns Volksuni-Konzert von 1980

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