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Rost

Roman

Erschienen am 20.09.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608938937
Sprache: Deutsch
Umfang: 464 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Isaac hat einen Traum. Er will weg, raus aus dem Provinzkaff, in dem er nach dem Selbstmord der Mutter mit seinem kranken, tyrannischen Vater lebt. Doch als er und sein bester Freund, der impulsive Poe, sich endlich aufmachen, begeht der hochsensible Isaac in Notwehr einen Mord, und Poe wird an seiner Stelle verhaftet. Isaac bricht derweil nach Kalifornien auf. Und begibt sich auf einen Weg, der ihn immer dramatischer in die Enge führt. 'Rost' ist ein großes amerikanisches Sittengemälde und das zeitlose Porträt von Menschen, die verunsichert in den Trümmern ihrer Hoffnungen leben. Ein Debüt voll existenzieller Wucht und unerwarteter Schönheit. Und ein Buch über die lebensrettende Kraft der Freundschaft. Los Angeles Times: Buch des Jahres In den Bestenlisten von New York Times, Economist, Washington Post Newsweek: in der Liste der besten Bücher aller Zeiten

Autorenportrait

Philipp Meyer, geboren 1974, ist in Baltimore aufgewachsen, hat mehrere Jahre als Rettungssanitäter gearbeitet und dann in Cornell Englisch studiert. Anschließend war er u.a. als Börsenhändler und Bauarbeiter tätig. Seine Prosa ist in »McSweeney’s«, »The Iowa Review«, »Salon.com« und »New Stories from the South« erschienen. Von 2005 bis 2008 war Meyer Fellow am Michener Center for Writers in Austin. Meyer lebt heute in Texas und New York.

Leseprobe

'Falls ein Mensch nicht im Besitz eines ewigen Bewußtseins wäre (.), falls sich unter allem eine bodenlose Leere, niemals gesättigt, verbärge, was wäre das Leben dann anders als Verzweiflung?' Søren Kierkegaard '(.) was man in Plagen lernt, nämlich daß es an den Menschen mehr zu bewundern als zu verachten gibt.' Albert Camus Erstes Buch 1. Isaacs Mutter war fünf Jahre tot, aber er dachte ständig an sie. Er lebte alleine mit dem Alten, er war zwanzig, für sein Alter klein, man hielt ihn leicht für einen Jungen. Später Vormittag, flott ging er durch den Wald in Richtung Stadt - Gestalt mit Rucksack, klein und dünn, schwer drauf bedacht, unterm Radar zu fliegen. Er hatte viertausend Dollar aus dem Schreibtisch des Alten genommen; nein, gestohlen, korrigierte er sich. Ausbruch aus der Klapse. Wenn dich auch nur einer sieht, heißt's Silas lass die Hunde los. Bald erreichte er den Aussichtspunkt: grüne wogende Hügel, ein schlammig sich schlängelnder Fluss und ausgedehnter Wald, den nur die Stadt zerriss, Buell mit seinem Stahlwerk. Dieses Werk, früher selbst wie ein Städtchen, war 1987 geschlossen, zehn Jahre später dann teilweise abgerissen worden; jetzt stand's da wie ein antikes Ruinenfeld, die Bauten überwuchert von Baumwürger, Knöterich und Götterbaum. Spuren von Hirsch und Kojote liefen im Zickzack über den Boden; nur manchmal traf man auf menschliche Hausbesetzer. Trotzdem, eine hübsche Stadt: Fein säuberliche Reihen weißer Häuser schmiegten sich um ihren Hügel, dazu Kirchtürme und Kopfsteinpflaster und die hohen Silberkuppeln einer orthodoxen Kathedrale. Ein Ort, dem es noch vor kurzem gutgegangen war, die Innenstadt voller historischer Häuser aus Stein, inzwischen meist mit Brettern vernagelt. In einigen Vierteln tat man noch so, als würde der Müll weiter abgeholt, anderswo hatte man damit längst aufgehört. Buell in Fayette County, Pennsylvania. Auch Fayette-nam genannt. Isaac lief übers Bahngleis, damit ihn keiner sah, dabei war eh kaum einer draußen. Er erinnerte sich noch an die Straßen, wenn Schichtwechsel war, wie der Verkehr stoppte und eine Flut Arbeiter aus dem Knüppelwalzwerk quoll, voll Stahlstaub, blinzelnd in der Sonne; wie sein Vater, groß und schimmernd, nach ihm griff, ihn hochhob. Vor dem Unfall war das. Ehe er zu dem Alten wurde. Sechzig Kilometer waren es bis Pittsburgh, und am besten blieb er auf den Gleisen, immer schön am Fluss entlang - auf einen Kohlenzug ist leicht gesprungen und dann weiter mitgefahren, bis wohin du willst. Er musste erst die Stadt erreichen und dann einen Zug nach Kalifornien entern. So war es geplant, seit einem Monat. Überfällig. Glaubst du, Poe kommt mit? Wohl kaum. Auf dem Fluss kamen Lastkähne und ein Schlepper vorbei, die Motoren dröhnten. Schubverbund mit Kohle. Als das Schiff weg war, wurde es still, das Wasser strömte langsam, schlammig, der Wald reichte bis zum Rand, das hätte überall sein können, Amazonas, wie ein Foto aus National Geographic. In den Untiefen hüpfte ein blauer Sonnenbarsch - sollte man besser nicht essen, den Fisch, tat aber jeder. Quecksilber und PCB. Er wusste nicht mehr, wofür die Abkürzung stand, Gift jedenfalls. In der Schulzeit hatte er Poe Mathe-Nachhilfe gegeben, doch er wusste bis heute nicht, warum Poe sein Freund war - Isaac English und seine ältere Schwester waren die zwei klügsten Kinder der Stadt, wohl des ganzen Tales; seine Schwester war nach Yale gegangen. Eine ansteigende Flut, so hatte Isaac gehofft, die ihn womöglich mit nach oben zog. Die meiste Zeit hatte er zu der Schwester aufgeschaut, aber ihr Platz war jetzt woanders, in Connecticut bei einem Ehemann, den Isaac genauso wenig kannte wie sein Vater. Du kommst gut allein klar, dachte er. Der Kleine muss aufpassen, dass er nicht verbittert. Bald wird er in Kalifornien sein - die milden Winter und die Wärme einer eigenen Wüste. Ein Jahr, um die Ansässigkeit zu bekommen und sich an der Uni zu bewerben: Astrop Leseprobe

Schlagzeile

'Ich bin von dem Buch total begeistert. Philipp Meyer verdient dafür den Pulitzer-Preis.' Patricia Cornwell

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