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Lesendes Bewusstsein

Untersuchungen zur philosophischen Grundlage der Literaturwissenschaft, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge 42

Erschienen am 24.10.2016, 1. Auflage 2016
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783110515602
Sprache: Deutsch
Umfang: XVI, 214 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 24.6 x 17.7 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Mit dieser Monografie wird die Autonomie des literarischen Textes sowohl gegenüber seinem Autor als auch gegenüber seinem Leser systematisch begründet --- mit dem Ziel, eine Literaturwissenschaft im strengen Sinne als eigenständige Disziplin zu kennzeichnen, die andere Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Psychiatrie, Anthropologie und auch Theologie und Philosophie in ihren Dienst zu nehmen hat, weil ihnen das Deutungsmonopol gegenüber dem Kunstwerk abzusprechen ist. Der literarische Text erweist sich in solcher Sicht als Selbstentfaltung der zu gestaltenden Sache, deren Logik der Autor, wenn ihm sein Unternehmen gelungen ist, befolgt hat, so dass das Kunstergebnis die Subjektivität des Autors hinter sich lässt. Die traditionelle Lehre vom Vierfachen Schriftsinn erhält in solchem Zusammenhang eine neue Aktualität, weil sie die legitimen vier Positionen des Lesers gegenüber einem literarischen Text als Eigenart des literarischen Textes definiert: buchstäblicher Sinn (das, was wörtlich dasteht), allegorischer Sinn (übertragene Bedeutung), tropologischer (= moralischer) Sinn und anagogischer (= poetologischer) Sinn. Der literarische Text als ein solcher ist, im Unterschied zum nicht-literarischen Text, dadurch definiert, dass er in der poetologischen Differenz seine Natur hat. Das heißt: er lässt sich psychologisch lesen (als dargestelltes Schicksal) und poetologisch als eine Komposition, in der jede Szene und jedes Detail einen erkennbar notwendigen Ort erhalten haben. Literaturwissenschaft beginnt da, wo beide Lesarten berücksichtigt und aufeinander bezogen werden. In Auseinandersetzung mit drei literarischen Texten wird die hier entwickelte Theorie der Literatur veranschaulicht - am Beispiel der Odyssee" von Homer, der Leiden des jungen Werthers" von Goethe und der Abendphantasie" von Hölderlin.

Autorenportrait

Horst Jürgen Gerigk, Universität Heidelberg.